Samstag, 28. Juni 2014

Live Stream Brasilien - Chile 28.06.2014 18:00 Uhr WM 2014

Live Stream Brasilien - Chile
Es war eine der Überraschungen der Vorrunde: Am zweiten Spieltag kam es im legendären Maracana zum Duell der "Roten." Chile und Spanien, von ihren Fans jeweils "Roja" genannt, standen sich in Rio gegenüber. Mit einem beherzten und taktisch überzeugenden Auftritt behielt Chile klar die Oberhand und machte mit einem 2:0-Erfolg den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale perfekt. Doch das soll noch nicht das Ende bei diesem Turnier bedeuten, die Mannschaft von Trainer Jorge Sampaoli gibt sich angriffslustig und hat den Sprung unter die besten Acht fest anvisiert. Um das zu schaffen, müsste nun das nächste fußballerische Schwergewicht aus dem Weg geräumt werden. Das allerdings ist niemand geringeres als die brasilianische Selecao, deren Titelambitionen sich angesichts der Gastgeberrolle von selbst verstehen. Im Umkehrschluss würde ein heutiges Ausscheiden einer Katastrophe gleichkommen und die WM-Stimmung der Einheimischen schlagartig dämpfen. Nachdem es schon 1950 nicht mit dem WM-Titel im eigenen Land klappte, steht die heutige Spielergeneration umso mehr in der Pflicht. Und während Chile Historisches schaffen will und voller Vorfreude in die Partie geht, steht auf Seiten der Brasilianer immer wieder der große Druck, den man auch im vierten WM-Spiel so gut es geht in positive Energie umwandeln muss.

Das Estadio Governador Magalhaes Pinto, kurz Mineirao, in der Millionenstadt Belo Horizonte beherbergt heute sein fünftes WM-Spiel. Bisher trafen hier Kolumbien und Griechenland (3:0), Belgien und Algerien (2:1), Argentinien und der Iran (1:0) sowie Costa Rica und England (0:0) aufeinander. Obwohl dabei durchaus gepflegter Fußball geboten wurde, sieht der Rasen bereits arg mitgenommen aus. Damit sich das Geläuf heute und im noch folgenden Halbfinale in einem einigermaßen akzeptablen Zustand befindet, mussten beide Teams ihre Abschlusseinheit auf umliegende Trainingsplätze verlegen. Abgesehen vom Spielfeld macht die Arena allerdings einen hervorragenden Eindruck, im rund 250 Millionen € teuren Umbau war selbstverständlich auch die Erfüllung sämtlicher FIFA-Standards enthalten.

Für den 60-jährigen "Felipao", der Brasilien bereits 2002 zum WM-Titel führte, ist angesichts des immensen Drucks praktisch jedes Spiel ein Endspiel. Entsprechend früh legte sich der Coach der Brasilianer auf eine Stammelf und deren Ausrichtung fest und hielt daran seit dem Confederations Cup vor einem Jahr fest. Auch heute wird diese Achse von den beiden Abwehrrecken David Luiz und Thiago Silva, dem Wolfsburger Bundesliga-Legionär Luiz Gustavo und natürlich dem großen Superstar der Brasilianer, dem 22 Jahre alten Neymar geprägt. Auf dem Angreifer des FC Barcelona liegt Brasiliens ganze Hoffnung für dieses Turnier, mit bereits vier Treffern hielt der Goldjunge diesem Druck bislang stand. Da das Konstrukt um Neymar aber noch nicht immer wie gewünscht funktionierte, gibt es heute eine Änderung im Vergleich zum letzten Gruppenspiel, dem 4:1 über Kamerun: Im defensiven Mittelfeld rückt Fernandinho von Manchester City in die erste Elf, für Paulinho bleibt zunächst nur der Platz auf der Ersatzbank.

Individuell betrachtet geht die Roja zweifellos als Außenseiter in die Partie, doch angesichts der raffinierten Kniffe von Trainer Jorge Sampaoli gilt die Mannschaft inzwischen nicht nur bei Kennern als eine der unbequemsten bei diesem Turnier. Das konsequente Pressing, das rasend schnelle Umschaltspiel und die rigorose Zweikampfführung sind die Stärken der Chilenen, die das vielleicht am besten arbeitende Kollektiv bei dieser Endrunde präsentieren. Zweifellos verkörpern Akteure wie Defensivspezialist Gary Medel oder die große Waffe im Angriff, Alexis Sánchez, internationale Klasse, doch ein Mann ragt bei den Chilenen noch ein wenig mehr heraus: Mittelfeldspieler Arturo Vidal, der seit seinem Wechsel von Leverkusen zu Juventus Turin stetig gereift ist und inzwischen als einer der besten Mittelfeldspieler der Welt gilt. Nach einer Verletzungspause unmittelbar vor dem Turnier war sein Fitnesszustand lange ungewiss, doch nachdem ihn Sampaoli im letzten Gruppenspiel gegen die Niederlande schonte, steht Vidal heute als einzige Neuerung wieder in der Startelf und ist bereit, sein Heimatland in das große Duell zu führen.

Nach schwerem Start ins Turnier kommt auch Brasiliens Sturmtank langsam aber sicher ins Rollen. Im Abschließenden Gruppenspiel gegen Kamerun gelang dem 30-Jährigen sein erster WM-Treffer, Teamkollege Neymar machte hinterher den schmucken Oberlippenbart verantwortlich, den Fred neuerdings trägt. Entsprechend geht der Angreifer mit unverändertem Erscheinungsbild in die heutige Partie, die zudem in Freds fußballerischer Heimat stattfindet. "Ich bin da selbstbewusster und fühle mich zu Hause", verkündete er zuletzt mit Blick auf das Estadio Mineirao. Dort schaffte er einst mit Cruzeiro den Durchbruch auf Profiebene und dort will er nun auch die letzten Kritiker in den Reihen der brasilianischen Fans von seinen Qualitäten überzeugen.

Chiles Trainer Jorge Sampaoli ließ die Übungseinheit seiner Mannschaft am Donnerstag für eine Viertelstunde ruhen. Grund dafür war ein Hubschrauber des brasilianischen TV-Senders Globo, der plötzlich über dem Trainingsgelände kreiste und Bildmaterial der nicht öffentlichen Einheit sammelte. Erst nachdem der Helikopter vom Horizont verschwunden war, setzte Sampaoli das Training fort. Für den Fernsehsender war das Thema damit allerdings noch nicht erledigt, erst nach einer öffentlichen Entschuldigung erhielt man die Akkreditierung für die abschließende Pressekonferenz vor dem Spiel.