Donnerstag, 19. April 2018

Barca: Double? Jubel?

Die Liga hat der FC BARCELONA fast sicher, am Samstag könnte zudem die Copa verteidigt werden. Wäre da nicht der lange Schatten Reals.

Besser wäre es, Barca würde am Samstag das Pokalfinale gegen den FC Sevilla gewinnen. Für den Hausfrieden jedenfalls. Und egal, in welchem Trikot, auch wenn die Anhänger einer katalanischen Unabhängigkeit (nicht nur im Klub) fordern, dass Barca in den Landesfarben, als Gelb-Rot gestreift, der so genannten "Senyera", kickt. Trainer Ernesto Valverde sarkastisch: "Mir ist das egal, wir müssen uns nur auf dem Platz erkennen, damit wir den Ball nicht zum Gegner spielen."

Was derzeit ohnehin oft genug passiert. In der Stammelf wie im B-Team. Weil die Liga ohnehin schon im Sack ist, rotierte der ansonsten ultravorsichtige Trainer beim 2:2 am Dienstag in Vigo die Leistungsträger Andres Iniesta, Sergi Roberto, Sergio Busquets, Gerard Piqué und Lionel Messi teilweise aus dem Team - und erstmals seit der Saison 2001/02 spielte nicht ein einziges Eigengewächs von Anfang an im Team der Katalanen.

Ob Valverde diese Diskussion auf dem Schirm hatte? In der Heimat jedenfalls ist man wenig amused, zumal die Medien aus Madrid lästern: "Was wurde aus der berühmten Masia?" In der Tat reifte nach der goldenen Generation um Xavi, Iniesta und natürlich Messi mit Ausnahme von Piqué und Busquets kein Weltklassespieler mehr heran, Sergi Roberto kann noch nicht als solcher gelten. Der Außenbahnspieler sah gegen Vigo zwar Rot, darf die Sperre aber in der Liga absitzen und steht somit gegen Sevilla im Cupfinale zur Verfügung.

Doch nicht nur die Nachwuchsarbeit wird hinterfragt. Zukunfts- (und gegenwarts)fähig scheint auch das Legionärsmodell nur bedingt: Zwar zeugt die sich anbahnende Meisterschaft, und vielleicht sogar das Double, von Konstanz. Doch von einer Konstanz, die zum einen dem Augenmerk Real Madrids auf die Champions League geschuldet ist. Zum anderen stolperte Barca einmal mehr auf europäischer Ebene. Am Dienstag wankte man trotz der insgesamt rund 300 Millionen Euro teuren Neuzugänge Coutinho und Ousmane Dembelé, dem endlich, im 13. Ligaspiel, sein erstes Tor gelang. Neuzugang Yerry Mina wurde von Celtas Iago Aspas schwindlig gespielt, und nur dank des überragenden Marc-André ter Stegen konnte das Remis gehalten werden und Barca im 40. Ligaspiel in Serie ungeschlagen bleiben. Valverde nüchtern: "Wir sind nicht zufrieden, aber egal, wir brauchen nur noch zwei Siege zum Titel."

Die Fans, noch enttäuscht vom Aus in der Champions League, dürften trotz der fast sicheren Meisterschaft am Samstag im Stadion von Atletico Madrid für ihre ganz eigenen Schlagzeilen sorgen und die spanische Hymne, wie üblich, auspfeifen. Auch wenn Valverde sagt: "Die Idee ist, die Hymne zu respektieren." Um nach dem traumatischen Aus gegen Rom aber nicht noch mehr Kredit an der Basis zu verspielen, ruderte er gleich wieder zurück: "Jeder hat das Recht, seine Meinung frei zu äußern." Frei nach Shakespeare: Wie es euch gefällt . . .

Wobei abzuwarten bleibt, inwieweit die Fans mit Jubel auf das mögliche Double reagieren. Was von Reals Erfolg in der Königsklasse abhängt. Dass Barca am Dienstag auf seine Partien beim Champions Cup genannten Sommerturnier in den USA verwies, wirkt da wie Schönrednerei. Denn das eigentliche Ziel, der Champions-League-Sieg, ist ja erneut ausgeblieben.